Beutelgermanen

Heute morgen klingelte im Büro das Telefon. Eine nette Dame mittleren Alters meldete sich. „Ich habe hier eine Lieferung von Ihnen erhalten, aber ich habe doch gar nichts bestellt.“ Auf meine Frage, was sie denn erhalten habe, sasgte sie nur: „Na so einen Einkaufsbeutel, einen Dederonbeutel, wie es sie zu DDR-Zeiten zu Hauf gab.“

Dederonbeutel

Dederonbeutel

Der Vorgang sagte mir etwas. Schnell in der Kundenakte noch mal nachgeblättert. Die Bestellung kam aus dem fernen Kanada, aus Vancouver um genau zu sein. Hier hatte ich schon beim Aufbereiten des Vorganges Angst, die Versandkosten würden weit über dem Warenwert liegen. Doch dann laß ich, dass die Versandadresse in Deutschland lag.

„Da hat meine Tochter wieder mal was bestellt“, sagte die Dame, „ohne mir Bescheid zu sagen! Tja wir haben lange nicht mehr telefoniert“ Besagte Tochter, auch im Osten Deutschlands groß geworden, sammelt alles, was an ihre Kindheit erinnert und lässt es sich an Ihren jetzigen Lebensmittelpunkt – jenseits des großen Wassers – liefern. Selbst ein Schwibbogen hat schon den Weg nach Kanada gefunden. Ob wir noch mehr Nostalgiezeug haben, wurde ich gefragt. Aber klar doch: Klammersäcke oder Dederonschürzen können wir Ihnen schicken.

Als ich unsere Turnhosen nach altem DDR-Schnitt anpreisen wollte, bekam ich lachend die Anwort: „Wir haben hier nur Mädels und die tragen sowas nicht!“ – Schade, aber warum eigentlich nicht?

(mrj)

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