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Waldgeheimnis

Gestern Abend war ich fertig – mit der Welt, mit mir, mit allem. Ein Museumsbesuch sollte doch eigentlich nicht schwierig sein, das haben wir doch schon hunderte Male gemacht. Nichts leichter als das.

In der Theorie war alles klar. Vor der Abfahrt wurde alles mit den Kindern noch einmal wiederholt. Wir sind leise in einem Museum. Wir rennen nicht. Wir gehen nicht zu dicht an die Exponate und berühren sie nicht. Aber – kaum angekommen waren alle guten Vorsätze vergessen. Im lautem Tempo wetzten einige der Kids über den Gang. Wer ist eigentlich Betreuer der Kleinen? Ich? Nein, ich gehöre bestimmt nicht zu dieser Rasselbande. Meine Kinder wussten heute früh noch, wie gutes Benehmen geht. Ein Sack Flöhe hüten ist einfacher.

Trinkflasche und Brotbüchse mit Winnie Pooh Motiv

Trinkflasche und Brotbüchse mit Winnie Pooh Motiv

Mit einer Museumspädagogin ging die Reise durch das Haus. Nach einer kurzen Einführung über die Geschichte des Museums – interessiert das denn die Kinder? – wurde mit einer ziemlich abstrakten Staute begonnen. Das ist also Kunst. Jeder sah etwas anderes in diesem unförmigen Gebilde. Eine verblüffende Auflösung folgte – das war also die von Appolon verfolgte Daphne, die sich gerade in einen Lohrbeerstrauch verwandelt. In der ersten Klasse hatten die Kinder doch noch nicht so viele Stunden in griechischer Mythologie.

Nach einer kurzen Frühstückspause ging es weiter in der nächsten Etage. Noch eine Skulptur sollte betrachtet werden. Diesmal ziemlich realistisch dargestellt, saß eine Nymphe auf einem Baumstamm und lauschte den leisen Worten eines Zwergs. Was für ein „Waldgeheimnis“ dieser ihr wohl ins Ohr flüstert? Diesmal war die Aufmerksamkeit der kleinen Leute ganz bei der Sache. Nun soll jeder zu Hause noch ein Bild eben jenes Geheimnisses malen. Bin mal auf die Ergebnisse gespannt.

In der obersten Etage sollte noch ein Gemälde eines Romantikers bewundert werden, doch bei der Mehrheit machten sich nun schon Erschöpfungserscheinungen bemerkbar. Erschwerend kam hinzu, dass just zur selben Zeit eine japanische Touristengruppe im gleichen Raum eine Führung bekam. Geschafft, auf in die Gardarobe Jacken und Rucksäcke fassen, dann wieder ab in den Bus. Danke an die junge Dame, die uns sehr liebevoll mit viel zu viel Informationen voll gestopft hat.

Wieder daheim schnell im Büro die Mails abgerufen, noch ein paar Kleinigkeiten bearbeitet bis es Abend wieder in die Schule ging. Elternstammtisch – ein lockeres Meeting unter Eltern mit Lehrern und der Hortbetreuung. Ich zeigte meine Photos von den bereits absolvierten Wandertagen. Dann ging es zu den Sachthemen: Wie frischen wir das Klassenkonto auf? Was machen wir als Weihnachtsfeier? Wer kann im Sachunterricht mit helfen? Irgendwie war ich erleichtert, als der Wachdienst uns pünktlich um 21.oo Uhr der Schule verwies – die Alarmanlage wollte auch ihren Dienst tun.

So schnell machen wir das nicht noch einmal. Aber was tut man nicht alles für die Kleinen? Dafür habe ich mir den Titel „Lieblingspapa“ auch wirklich verdient. Heute morgen sagte mein Kleiner nur: „Papa, ich möchte noch einmal in dieses Museum. Wir hatten gar keine Zeit die ganzen Bilder alle in Ruhe anzuschauen.“ Auf zur nächsten Runde!

(mrj)