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Die wahre Geschichte von Winnie Puuh

Eine meiner Mitarbeiterinnen sagte mir irgendwann in dieser Woche, als wir gerade über die Produktpalette unseres Unternehmens diskutierten, dass Winnie Puuh einfach zur Kindheit gehört. Ich gehöre nun zu den Menschen, die nicht mit dieser Figur aufgewachsen ist und habe daher ein paar Recherchen betrieben. Wer ist das? Wann erschaffen und von wem? Nicht schlecht staunte ich, als ich las, dass es Winnie Puuh wirklich gegeben hat.

Trinkflasche und Brotbüchse mit Winnie Pooh Motiv

Trinkflasche und Brotbüchse mit Winnie Pooh Motiv

Das Ganze geht auf die Zeit des ersten Weltkrieges zurück. Der kanadische Offizier Harry Colebourn reiste im August 1914 per Bahn von zu Hause in Winnipeg nach Valcartier, Québec, um sich dort im Veterinärkorps der kanadischen Armee einzuschreiben. Zwischenstopp war in White River, Ontario, wo er in einen anderen Zug der Canadian Pacific Railway umsteigen musste.

Auf dem dortigen Bahnhof fiel Colebourn ein Mann auf einer Bank sitzend auf, der ein weibliches Schwarzbär-Baby an die Armlehne gebunden hatte. Die beiden unterhielten sich und Colebourn erfuhr, dass sein gegenüber ein Trapper war, der die Mutter des Bärenwelpen gejagt und erschossen hatte. Sontan bot Colebourn ihm 20 Dollar für den jungen Bären an und der Trapper akzeptierte sofort den hohen Betrag. So begleitete der Schwarzbär Colebourn nach Québec, wo er später zum Maskottchen der Zweiten Kanadischen Infanteriebrigade wurde.

Colebourns Brigade sollte in das Kriegsgeschehen eingreifen, da sei ein Bär nur hinderlich. So bat er bei einem Besuch am 9. Dezember 1914 im Londoner Zoo im Regent’s Park darum, man möge sich bis zu seiner Rückkehr die Schwarzbärin in Obhut nehmen. Entgegen seiner ersten Vermutung, es würde nicht länger als zwei Wochen dauern, kehrete Colebourn erst 1918 wieder wohlbehalten in London auf. Inzwischen war die Bärin herangewachsen und hatte sich zu einem Publikumsmagnet des Zoos entwickelt. Als er dies sah, beschloss er, sie im Londoner Zoo zu lassen. Irgendwer hatte erfahren, dass Colebourn aus Winnipeg stammte. So hatte die Bärin inzwischen einen Namen erhalten – Wärter und Besucher nannten sie inzwischen liebevoll „Winnie“.

Im Jahre 1924 lernte der damals vierjährige Christopher Robin (*21.08.1920; †20.04.1996) die amerikanische Schwarzbärin „Winnie“ im Londoner Zoo kennen. Sein liebster Spielgefährte war längst ein Plüschbär. An seinem ersten Geburtstag hatte der kleine Christopher einen Teddy der Marke „Alpha Farnell“ aus dem Kaufhaus Harrods als Geschenk erhalten, welcher nun fortan den Namen „Winnie“ trug.

Viele Male besuchte Harry Colebourn seine „Winnie“ während der folgenden Jahre im Londoner Tierpark. Aus seinem Baby war längst ein großer freundlicher Schwarzbär geworden, der glücklich unter tausenden von Tier- und Menschenfreunden lebte und spielte bis er am 12. Mai 1934 friedlich starb.

Inzwischen bemerkte Schriftsteller Alan Alexander Milne die Zuneigung seines Söhnchens zu „Winnie“ und er begann, Gedichte und Geschichten auf die possierliche Bärin zu verfassen. Am 14. Oktober 1926 erschien im Verlag Methuen das bekannteste Buch von A. A. Mile: „Winnie-the-Pooh“ (In Deutschland als „Pu der Bär“ 1928 erschienen). Eine Legende war geboren.

Held der Geschichte ist der kleine honigschleckende Bär Winnie, der mit seinen Freunden Piglet, Tigger, Kanga, Rabbit, Owl und Roo im 100-Arc-Wald lebt. Für all diese Figuren standen Christopher Robins Stofftiere Pate. Nur Rabbit und Owl, wie auch der Schwan Pooh, welcher Winnie seinen Nachnamen gab, lebten wirklich auf der Milnschen Farm namens „Ashdown Forest“ in Sussex. Keine zwei Jahre später erschien die Fortsetzung: „The House At Pooh Corner“ (In Deutschland als „Pu baut ein Haus“ 1954 erschienen). Die Kindergedichtbände „When we were very young“ (1924) und „Now we are six“ (1927) handeln zum Teil in demselben Universum mit den Puuh-Figuren.

Die Original Winnie Puuh Plüschfiguren

Die Original Winnie Puuh Plüschfiguren

Die Bücher wurden unglaublich erfolgreich, wurden in unzähliche Sprachen übersetzt und sind noch heute Bestseller. Für 50.000 Dollar kaufte Milnes amerikanischer Verleger 1951 in weiser Voraussicht sämtliche Stofftiere von Christopher Robin. Seit 1987 sind die Originale in der „New York Public Library“ zu besichtigen.

So, nun kennen Sie die wahre Geschichte von Winnie Puuh.

(mrj)